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Billard

Mehr als ein geistiger Ohnmachtsanfall

Was ist eigentlich die Schwarze Neun? Wer steckt dahinter? Wer sind Magic, Spratz und Mile und warum begeistert die verrückteste Verbindung seit Milka-Schokoloade und Smarties seit fast einem Jahrzehnt die Tippspiel-Welt?

Die Länge ist entscheidend – auch bei den Wellen. Das Licht hat jedenfalls eine weise Entscheidung getroffen. Es verweigert den Farbreiz. Sichtbares Licht? Fehlanzeige. Aber Schwarz ist nicht nur die Sinneswahrnehmung einer Farbqualität. Es ist eine Religion. Schwarz markiert schon in der Geschichte einen Machtanspruch. Wie passend. Denn auch die Schwarze Neun steht für Exklusivität und nicht für die liturgische Trauerfarbe. Es ist eine symbolträchtige Farbe – wenn es denn eine Farbe ist. Die Schwarze Madonna gilt hier als Vorläufer der Schwarzmalerei. Schwarzarbeit, Schwarzfahren, Men in Black, Christian Schwarzer – die Schwarze Neun ist in guter Gesellschaft.

Schwarz ist bedrohlich. Die Farbe der Trauer ist selbst am Billard-Tisch allgegenwärtig. Sieg und Niederlage, eine fast mystische Symbiose von Glückspilz und Pechvogel. Im chinesischen Kulturkreis ist Schwarz ein Symbol für Dunkelheit. Wer hätte das gedacht? Im Maoismus repräsentiert Schwarz im Gegensatz zum systemimmanenten Rot die Konterrevolution. Bei der Schwarzen Neun spiegelt sich dies in der Doppel-Karambolage wieder. Schwarz ist Gothic, Brutalität, Todessehnsucht und Satanismus. Alles Eigenschaften, die im Zusammenhang mit der Schwarzen Neun nicht zwingend negativ sein müssen. Nachzufragen bei Magic, Spratz und Mile. Die Neun ist magisch. Beweise für die Strahlkraft gibt es viele. Katzen haben neun Leben. Jede Zahl, die man mit Neun multipliziert, hat die Quersumme Neun. Das Christentum kennt neun Klassen von Engeln. Gegen Sommersprossen soll man eine Handvoll getrockneter Bohnen neun Tage in eine Flasche Rotwein geben und an einem warmen Ort aufbewahren. Von der Flüssigkeit soll dann neun Tage lang etwas in das Waschwasser gegeben werden.

Neun ist verdammt sexy. Und das liegt nicht nur daran, dass Zeus in neun Nächten mit der Mnemosyne die neun Musen gezeugt haben soll. Und dass Odins Ring Draupnir alle neun Nächte acht neue Ringe zeugte. Neun Monate dauert beim Menschen die Schwangerschaft. Das Sonnensystem umfasst neun Planeten. Doch die Welt der Neun ist nicht genug. Morgen ist schon heute. Und die Neun ist nicht allein, sondern schwarz. In vergilbten Papyrus-Dokumenten sind weitere Neuner-Mythen aufgetaucht. So fand ein Hirte, der jeden Morgen seine Herde am Pfannenstein, der in einem Wald zwischen Oderberg und Brodewin in der Uckermarck gelegen haben soll, vorbei trieb, regelmäßig neun Pfennige auf ihm liegen. Dreimal drei sind neun – nur bei Pippi Langstrumpf nicht. Aber dafür sind hier zwei mal drei plus drei Neun. Neunmalklug geht ebenfalls immer.

Geistiger Ohnmachtsanfall

Schwarz plus neun ergibt die Schwarze Neun. Im Zusammenhang mit Billard ist dies ein ziemlicher Quatsch. Oder doch nicht? Magic hat die Entstehung der vielleicht kuriosesten Verbindung seit der Kombination von Smarties und Milka-Hasen folgendermaßen beschrieben: „Ein geistiger Ohnmachtsanfall von Mile“. Der Tag, als aus der Acht eine Neun wurde war irgendwann Ende des Jahres 2005. Mile berichtete weltexklusiv über die Geschehnisse am Billard-Tisch in Andy’s Playhouse. Leidenschaftlich schilderte er die vergeblichen Versuche, die schwarze Acht einzulochen. Dabei wurde aus der Acht kurzerhand eine Neun. Dies war jedenfalls die Geburtsstunde der Schwarzen Neun. Fast hätte es gar niemand gemerkt. Doch Spratz bewies nicht nur bei Regelfragen erstaunliche Flexibilität, sondern lüftete auch den verbalen Faux-pas. Mile ist damit nicht nur für die sportlichen Tiefflüge am Tisch verantwortlich, sondern unbeabsichtigt auch der geistige Vater des Begriffs. Danach ging alles ziemlich schnell. Mile weigerte sich, seinen Fehler einzugestehen und in Zukunft von der Schwarzen Acht zu reden.

Die Neun lebte weiter – zunächst in den Berichten. Seit März 2007 aber nun auch im Namen und im Internet unter www.die-schwarze-neun.de. Die Domain wurde juristisch durchgeboxt und gesichert, eine Homepage erstellt, in mühsamer Arbeit und Ausbeutung von abhängigen Lieferanten ein Pokal angefertigt und den unregelmäßigen Treffs ein fast schon club-ähnlicher Charakter verliehen. Eines hat sich jedoch in all der Zeit nicht verändert: Das Spielniveau. Es ist nach wie vor unbarmherzig und gnadenlos. Kurz: unbeschreiblich gut – nachzulesen in all den Spielberichten, Anschuldigungen, Beleidigungen und Vorwürfen. Sieger brauchen einen Pokal. Das weiß Philipp Lahm – auch wenn er ihn kaum in die Höhe strecken kann. Bei der Schwarzen Neun hat der Meister höchstpersönlich mit dem Pokal ein Kunstwerk für die Ewigkeit geschaffen. Es war Liebe auf den ersten Blick – für alle Mitglieder der Schwarzen Neun. Doch vermutlich wird es Spratz und Mile wie Leonardo di Caprio auf der Titanic gehen. Gerade erst verliebt und dann unbefriedigt abgesoffen. Der Pokal wird wohl nur auf dem Papier, Merchandising-Produkten und in wilden Sommernachtsträumen auftauchen. Ansonsten ist das Objekt der Begierde Stammgast im Hause Winter.

Magic hat sich bei der filigranen Feinarbeit des Kunststücks mächtig ins Zeug gelegt. Gut, er weiß, wofür er es getan hat. Schließlich hat er die Jahreswertungen 2005, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2012 und 2013 gewonnen. Einzige Ausnahme war bisher das Jahr 2011. Hier triumphierte Spratz punktgleich im direkten Vergleich. Allerdings läuft seit mehr als zwei Jahren eine juristische Prüfung. Magic hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Der Pott wanderte also mit einer einzigen Ausnahme vom Basteltisch direkt in die Wohnzimmer-Vitrine. Magic hat sich jedenfalls seinen Platz in den Geschichtsbüchern der Schwarzen Neun verdient. Die Aufnahmeanträge für die Schwarze Neun stapeln sich, seitdem das Geheimnis um die Trophäe gelüftet ist. Denn Billard ist mehr als nur ein Spiel. Aber Billard ist nicht alles.

Schon früh entdeckte die Schwarze Neun ihr Außergewöhhliches Organisationstalent. Auf der Webseite startete zunächst die Aktion Die Welt ist nicht genug. Besucher konnten sich hier das DS9-Logo als PDF herunterladen und ausdrucken. Dann wurden weltweit Fotos mit diesem Logo angefertigt und somit eine Spur der Zerstörung rund um den Globus gelebt. Lange Zeit führte Sabine Drößler, die in Chile den Billard-Göttern huldigte. Doch Anfang 2013 rasierte Simon in Neuseeland nicht nur die Schafe, sondern auch den alten Rekord. Mit offiziell gemessenen 18.616 Kilometern hält er seitdem den Entfernungsrekord, der vermutlich erst mit der Erschließung des Monds für den Tourismus wieder gebrochen wird. Doch damit war noch lange nicht genug. Mit der Fußball-WM 2010 bat die Schwarze Neun zum ersten Tippspiel. 18 Tipperinnen und Tipper nahmen daran teil und beschimpften sich auf der Webseite im Verlauf der vier Wochen. Am Ende triumphierte Mile. Nur wenige Wochen später ging es weiter. Denn mit der Saison 2010/2011 fand auch die Premiere für das Bundesliga-Tippspiel statt, das seitdem Jahr für Jahr ausgetragen wird. In der Saison 2013/2014 nahmen hier 54 Tipper teil. Ein Rekord.

Doch der eigentliche Höhepunkt der Veranstaltungsserien sind die Wettkämpfe Schlag den Magic. Erstmals fand er 2009 statt. Und hinterher waren sich alle einig: Über solche Ereignisse werden Bücher geschrieben, Lieder komponiert und Sagen erzählt: Spratz ging als erster Sieger der Wettkampfserie Schlag den Magic in die Geschichte ein. Das Duell der Champions war an Dramatik und Spannung nicht zu überbieten. Aus diesem Stoff werden große Epen gestrickt. Es war die Mutter aller Schlachten. Es gibt Augenblicke, deren Tragweite erst Jahre später klar wird. Eine jener schicksalhaften Sekunden ereignete sich am 4. Juli 2009, 19.46 Uhr, auf der Minigolf-Anlage des TV Plochingen am Stumpenhof. Denn plötzlich war nichts mehr wie es einmal war. Die Ereignisse hatten alle Zutaten eines großen Epos der Zeitgeschichte: Schicksale, Triumphe und übermenschliche Fähigkeiten. Die angespannte Stille über der Anlage entlud sich wie eine Gewitterfront – ausgelöst durch einen Plopp für die Ewigkeit. Denn seit jenem erfolgreichen Einlochversuch im zweiten Stechen auf Bahn 5 gegen Mile steht Spratz auf einer Stufe mit den ganz großen Helden der Antike, aber auch der modernen Zeitgeschichte. Nach dem Triumph in der letzten Disziplin bei Schlag den Magic, der gleichzeitig den sensationellen Gesamtsieg in der erstmals ausgespielten Wettkampfserie mit elf Disziplinen bedeutete, riss Spratz die Arme nach oben, zog mit einem markerschütternden Schrei die Blicke aller 650 Besucher auf sich und fiel anschließend erschöpft und glücklich seinen beiden strahlenden Töchtern in die Arme. Als sich die Anspannung löste, war Spratz den Tränen nahe. Die unmenschlichen Anstrengungen der vergangenen Stunden forderten nun ihren Tribut. Die Knie zitterten. Unfassbar. Die Schlacht von Plochingen stellte Issos Keilerei in den Schatten. 2009 – das Jahr, in dem Plochingen seine Unschuld verlor. Spratz hat wie einst Alexander in der griechischen Geschichte die Wende in der Historie der Schwarzen Neun herbeigekämpft. Denn die einzige Botschaft, die in diesem Moment an die Nachrichtenagenturen auf der ganzen Welt geschickt wurde, lautete: „Die Mission ist erfüllt. Magic ist schlagbar.“

Während sich Spratz für die offiziellen Fotoaufnahmen in den Looping von Bahn 5 zwängte, stand der Meister abseits und rang um Fassung. Zuerst starb sein Idol Michael Jackson, dann auch noch das Debakel bei Schlag den Magic. Magic war in diesem Moment nicht mehr Magic. Die Stimme versagte, der Arm verwehrte mit Taubheitsanfällen die Arbeit. Doch bevor sich Magic mit letzter Kraft am Weißbier-Glas festklammerte, setzte er Spratz die Krone auf. Der Meister hat diese Pleite nie verkraftet, doch er kehrte wie immer gestärkt zurück. In den beiden folgenden Jahren holte er sich den Titel zunächst zurück und verteidigte ihn 2011 zum bisher letzten Mal. In den vergangenen beiden Jahren fand kein Einzelwettkampf statt. Denn Magic, Spratz und Mile haben sich neue Gegner gesucht. Gemeinsam. Im Team. Schlag die Schwarze Neun heißt der Titel der größten Herausforderung, der sich drei Menschen stellen können. 15 Spiele bis zur Erlösung, 15 Spiele bis zur totalen Aufgabe. 15 Spiele bis zum Sieg für die Schwarze Neun. So war es zumindest bei der Premiere im Jahr 2012. Die dezimierten Herausforderer Marcel und Nico waren chancenlos. Doch sie kehrten zurück. 2013 verließ die Schwarze Neun die Arena erstmals als Verlierer. Verstärkt durch Chris gelang dem Trio eine sensationelle Performance, die wir an dieser Stelle gerne würdigen. Der Neuling machte beim zweiten Duell Schlag die Schwarze Neun den Unterschied aus. Denn mit Chris kam das Siegergen. Am Ende gewannen die Herausforderer Chris, Marcel und Nico bei hochsommerlichen Temperaturen nach 14 heiß umkämpften Spielen gegen Magic, Spratz und Mile hauchdünn, aber nicht unverdient mit 22:20. Die Entscheidung fiel beim Minigolf, dem letzten Spiel des Tages. Die geschlagene Schwarze Neun musste nach dem fast elfstündigen Wettkampf die Stärke der Gegner anerkennen. „Das war aber nicht die Wende. Das war ein Ausrutscher“, stellte Magic fest. Mile ergänzte: „Wir sind jetzt vielleicht ganz unten. Aber wenn wir unten sind, ist unten eben oben.“ Spratz meinte nur: „Auch Spanien muss mal verlieren.“ Die Sieger tanzten und erschütterten die Minigolf-Anlage in Göppingen bis in die Wurzelspitzen, der 1969 gepflanzten Bäume. Die Entscheidung fiel an Bahn 15 im Einzel-Duell zwischen Spratz und Marcel. Der hatte drei Schläge vorgelegt. Aber Spratz, der mit Druck normalerweise so locker umgeht wie ein HP Laserjet, zitterten die Hände. Als er bei drei Schlägen das Hindernis des Todes noch nicht bewältigt hatte, schien für einen Moment die Welt still zu stehen. Der Moment gefror. Es war mucksmäuschenstill. Bewegungslos. Die Herausforderer starrten wie gebannt auf die Schwarze Neun. Ungläubig. War es jetzt tatsächlich vollbracht?

Doch in der Sekunde, als dem Trio klar wurde, wahrhaft historisches geleistet zu haben, brachen alle Dämme. Chris, Marcel und Nico lagen sich in den Armen, tanzten vor Freude zwischen den Minigolf-Ruinen aus Beton. Marcels größte Sorge in diesem Moment des Glücks: „Gibt es jetzt etwa wieder so unglaublich hässliche Burger-King-Kronen mit DS9-Logo?“ Gab es nicht. Während Chris, Marcel und Nico im Überschwang des Glücks über den Rasen kugelten, verdrückte Magic in einem unbeobachteten Moment ein kleines Tränchen. Schließlich war Unfassbares passiert. Der überirdische Magic und damit auch die Schwarze Neun hatten ihre menschliche Gestalt zurück. Allen ist jetzt wieder klar: Auch Magic, Spratz und Mile sind schlagbar. Zumindest einmal. Doch nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf. Die Revanche steigt 2014. Schlag die Schwarze Neun – Rise above. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtouren. Wieder müssen 15 Spiele gefunden werden. Wieder wird die Welt den Atem anhalten. Und Magic, Spratz und Mile sind sich sicher: „Wir werden nicht noch einmal im entscheidenden Moment versagen.“ Herausforderungen gibt es für die Schwarze Neun also auch in den nächsten neun Jahren. Hier einige Projekte, die in naher Zukunft anstehen: Die Video-Soap Gute Stöße, schlechte Stöße. Das DS9-Jahrundert-Diary. Das DS9-Kondom. Der DS9-Erotik-Kalender. Das eigene DS9-Pferd für Kathrin und Isabel. Ein DS9-Auftritt im Sport1-Doppelpass. Die Queueschichte ist noch lange nicht zu Ende.

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